2014_12_11_Literaturprojekt_Printform_Einzeln Seite 35

Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.

Inhalt

35 höfe Am Anfang ging es vor allem darum ein Projekt zu entwickeln das chancenlosen langzeitarbeitslosen Menschen eine sinnvolle Beschäftigung auf dem zwei ten Arbeitsmarkt bietet In den 70iger und 80iger Jah ren hat fast jeder eine Arbeit gefunden auch wenn er keine Berufsausbildung hatte oder nur gering qualifiziert war meint Herr Schröter Das sind die heute 50 bis 60 Jährigen die keine Arbeit finden die will jetzt nie mand mehr Auch Menschen ohne Schulabschluss und Menschen die krank sind oder eine Behinderung haben bleiben auf der Strecke Er setzt nicht auf Dienst nach Vorschrift Morgens be spricht er mit seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen am Feuerbacher Bahnhof was zu tun ist und jeder bringt sich so ins Team ein wie er oder sie es kann Einmal im Monat weist er die Anleiter der anderen Stuttgar ter Bahnhöfe an Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen Bei uns ist keiner etwas Besseres als der an dere sagt Herr Schröter Spätestens wenn wir ster ben gibt es sowieso keine Unterschiede mehr Er wurde großbürgerlich und streng erzogen Seine El tern und seine Großeltern waren selbständig Sie ha ben ihm schon früh beigebracht dass Bildung für das Leben sehr wichtig ist und dass man Respekt vor den Mitmenschen haben muss 1972 wurden die Eltern in Ostdeutschland zwangsenteignet Bei meinen Groß eltern habe ich gelernt dass man ohne die Geschichte die Gegenwart und die Zukunft nicht verstehen kann erinnert sich Herr Schröter Schon in der Kindheit hat er viel gelesen in seiner Bibliothek findet man vor allem Literatur zur Geschichte und über gesellschaftspoliti sche Themen Bücher über den zweiten Weltkrieg über Paul von Hindenburg und Franz Josef Strauß Literatur von Marx und Engels neben Biographien von Konrad Adenauer Ludwig Erhard und Otto von Bismarck Wir münzen alles zu sehr in Zahlen um denken zuviel an das Geld Dabei vergessen wir das Wichtigste die Mensch lichkeit findet er Jeder hat eine Daseinsberechtigung und braucht am Abend das Gefühl dass er etwas Sinn volles getan hat Er möchte es nicht hinnehmen dass es in unserer Gesellschaft viele Menschen gibt die ar beiten wollen und können aber niemand will sie Für Menschen die es auf den ersten Arbeitsmarkt nicht mehr schaffen solle man öffentlich geförderte sozialver sicherungspflichtige Beschäftigung einrichten Es kann doch niemand etwas dafür wie er auf die Welt kommt Wenn Menschen geistig oder körperlich eingeschränkt sind oder nicht so lernfähig wie andere muss man für sie eine Arbeit finden die ihren Fähigkeiten entspricht Im ÖPNV Projekt kann er fast jeden beschäftigen Einmal hat ein Mann der aufgrund einer Behinderung laut amt lichem Zeugnis nicht lernfähig war bei ihm seine Lernfä higkeit weiterentwickelt Dieser Mann hat sehr motiviert und gründlich gearbeitet Auch einem Mann der nur einen Arm hatte hat Herr Schröter es ermöglicht sich sinnvoll ins Team einzubringen indem er ihm einen spe ziellen Besen mit Kehrschaufel gebastelt hat den er mit einem Arm handhaben konnte Das Leben kann von einer Minute auf die andere plötzlich vorbei sein Als Herr Schröter vor vier Jahren einen Herzinfarkt hatte hörte er von einem Tag auf den anderen auf zu rauchen Er erzählt dass ein guter Freund von ihm mit 39 Jahren vor seinen Augen beim Kartrennen an einem Herzinfarkt gestorben ist Jetzt bin ich nicht mehr ganz so gesund wie früher aber ich bin zufrieden sagt Herr Schröter Ich freue mich über jeden Tag den ich lebe Das Leben kann von einer Minute auf die andere vorbei sein Er versucht den Dingen immer die positive Seite abzuge winnen und sich nicht zu beklagen Das Auf und Ab des Lebens begreift er als etwas ganz Normales Auch die


Vorschau 2014_12_11_Literaturprojekt_Printform_Einzeln Seite 35