2014_12_11_Literaturprojekt_Printform_Einzeln Seite 27

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Inhalt

27 mich nie interessiert sagt Bernhard W Ich habe immer nur Bier oder Wein getrunken Bernhard W hatte beruflich Erfolg die meisten Kunden waren nett Seine Freundin verkaufte auch Telefonver träge für seine Firma und hat gerne gemeinsam mit ihm Alkohol getrunken Beide wollten nach der Arbeit ab schalten und nicht viel über Probleme nachdenken Da mals hatte er den Alkohol noch unter Kontrolle und hat tagsüber nicht getrunken Als er 40 war verlief sich die Beziehung zu seiner Freundin weil sie nicht mehr für die Firma tätig war Er kannte viele Menschen die jedoch aus seiner Sicht kei ne wirklichen Freunde waren Freunde haben Sie im mer wenn Sie Geld haben meint Bernhard W Meine Freunde waren immer nur da wenn sie etwas von mir wollten Ich habe ihnen zugehört wenn sie Probleme hatten und versucht ihnen zu helfen Über meine Prob leme habe ich nicht gesprochen Mein Leben war aus dem Ruder geraten Für Bernhard W wurde es mit der Zeit immer schwieri ger den ganzen Tag ohne Alkohol auszuhalten Außer dem fing er an Kundengespräche abzusagen weil ihm morgens schlecht war Zum Schluss hatte er schon nach zwei bis drei Stunden Arbeit Schwierigkeiten dem Drang nach Alkohol nicht nachzugeben Und alkoholisiert zur Arbeit zu gehen kam für ihn nicht infrage weil er kei nen schlechten Eindruck machen wollte Am Ende habe ich so wenig gearbeitet dass ich kaum mehr von dem Geld leben konnte So konnte es nicht weitergehen er innert sich Bernhard W Als er 50 war hat er seine Arbeit gekündigt und in einem Krankenhaus bei Stuttgart eine Therapie beantragt Dort wurde er sofort aufgenommen Die Formalitäten mit dem Sozialamt übernahm das Kran kenhaus für ihn Keiner kennt Sie richtig Sie machen den Fehler dass Sie immer zu leise sagen was Sie wirklich meinen sagte der Chefarzt des Krankenhauses Bern hard W kann sich noch gut daran erinnern Nach der dreimonatigen Therapie hat man ihn etwa 6 Jahre lang in einem Heim für ehemalige Alkoholiker und Langzeitarbeitslose untergebracht Beim ersten Gespräch fragte der Leiter des Heimes was er sich vorstellt Ich sehe das nicht als das Ende sondern als Neubeginn ant wortete Bernhard W Man darf sich nicht aufgeben Einen wirklichen Neubeginn fand er allerdings zunächst nicht in diesem Heim weil er für sich keine Perspekti ve gesehen hat Es gab keine Möglichkeit dort etwas zu arbeiten Außerdem hatte man ihn für arbeitsunfähig erklärt In diesem Heim haben vor allem Menschen mit Alkoholproblemen gewohnt Oft hat er heimlich auf der Straße mit ihnen getrunken Ich freue mich dass ich wieder ein normales Leben führen kann Richtig aufwärts für ihn ging es erst als er das Heim ver lassen und wieder arbeiten durfte Allerdings fand er in seinem Alter keine Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt Das Jobcenter vermittelte ihm schließlich einen Ein Eu ro Job in einem Sozialkaufhaus Dort hat er Kleider und Haushaltsgegenstände verkauft die von Kunden gespen det wurden Er trat einem Bürgerverein bei und ist dort heute noch ehrenamtlich tätig Außerdem geht er regel mäßig zum Gottesdienst in eine christliche Gemeinde Seit dieser Zeit trinkt er keinen Alkohol mehr Das Jobcenter hat die Tätigkeit im Sozialkaufhaus allerdings nur einein einhalb Jahre gefördert dann musste er drei Monate lang eine Pause einlegen und zuhause bleiben Als ich keine Arbeit mehr hatte hatte ich Probleme nicht wieder in


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