2014_12_11_Literaturprojekt_Printform_Einzeln Seite 26

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Inhalt

26 Bernhard W sah keinen Ausweg mehr Viele Jahre lang hatte er den Alkohol unter Kontrolle dann hat die Sucht ihn eingeholt Er hat seine Arbeit als Vertreter bei einer Telefongesellschaft gekündigt und ist in eine Therapie gegangen Bernhard W ist 60 Jahre alt und macht einen ruhigen und zuversichtlichen Eindruck Mit 14 hat er in seiner Heimat in Nordrhein Westfalen Koch und Kellner gelernt und dann ein halbes Jahr in einem Speiselokal gearbeitet be vor er von der Bundeswehr eingezogen wurde Nach der Grundausbildung verpflichtete er sich für vier Jahre Er kam als Steward zur fliegenden Einheit und sorgte für die Verpflegung der Luftwaffe Zunächst arbeitete er dann wieder in einem Speiselokal bis ihm eines abends ein Be kannter in einer Kneipe erzählte dass er Telefonverträge verkauft und dabei sehr gut verdient Bernhard W hat seine Arbeit als Koch aufgegeben und ist zu der Telefon gesellschaft gewechselt Damals war er 25 Bei der Tele fongesellschaft verdiente er durchschnittlich 10 000 Euro netto im Monat abzüglich Spesen Das Reisen hat ihm Spaß gemacht Er verkaufte Telefonverträge in ganz Deutschland und ist viel herumgekommen Als Koch habe ich jeden Tag 12 Stunden gearbeitet Ich hatte nur selten einen freien Tag und musste auch am Wochenende arbeiten erin nert sich Bernhard W Bei der Telefongesellschaft konn te ich mir die Arbeitszeit ziemlich frei einteilen Norma lerweise habe ich nicht mehr als 6 bis 7 Stunden am Tag gearbeitet und hatte 2 Tage in der Woche frei Eine eigene Wohnung hatte Bernhard W nicht er war immer nur etwa drei Monate an einem Ort und hat im Hotel übernachtet Seine Sachen brachte er bei seinen Eltern im Keller unter Als ich bei der Telefongesellschaft gearbeitet habe habe ich angefangen abends in meinem Hotelzimmer Alkohol zu trinken sagt Bernhard W Der Alkohol hat mir da bei geholfen nach der Arbeit abzuschalten und nicht an Stress oder Probleme zu denken Damals ist er auch privat viel verreist erinnert sich Bern hard W Er konnte es sich leisten spontan Urlaub zu neh men und wegzufahren wohin er wollte Immer wieder war er in Paris und in Madrid Auch Städte wie Berlin Hamburg Amsterdam Athen und London hat er besucht Oder er ist ans Meer gefahren nach Kroatien oder in die Türkei Zweimal war er in Rio de Janeiro und im brasilia nischen Regenwald In einem Schaufenster hat Bernhard W dann eine venezianische Maske gesehen die ihn fas ziniert hat Bei einer Maskenausstellung in Venedig hat er Kontakte mit den Künstlern aufgebaut und dort Masken eingekauft wenn er in Venedig war Aus dieser Zeit hat er heute noch eine Sammlung mit etwa 50 Masken Auch Miniaturfläschchen mit hochprozentigem Alkohol sammelte er damals Der Inhalt dieser Fläschchen hat


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